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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Schandmaul

2 1/2 Jahre Nightshade als Magazin sind nun vergangen... 2 1/2 Jahre, in denen ich nun gehofft habe, euch mal ein Interview mit "Schandmaul" zu präsentieren, ein Unterfangen, welches aber aus irgendwelchen Gründen immer gescheitert ist. Bis heute!
Eine der bekanntesten deutschen Mittelalter-Folk-Rock-Bands feirt in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. Gefeiert wird das Ganze mit dem neuen Album Anderswelt, einer ausgedehnten Tour und natürlich der großen Geburtstagsparty im Herbst in München. Anlässlich dieser bewegenden Zeit war dieses Gespräch ja längst überfällig, und so hat der gute Stefan (seines Zeichens Schlagzeuger der Band) sich meinen Fragen via Mail gestellt...

Otti:
Dieses Jahr feiert ihr 10-jähriges Jubiläum. Was waren denn die Höhepunkte der ersten Dekade Schandmaul? Welche unerfüllten Träume sind geblieben, die es im nächsten Jahrzehnt noch zu erfüllen gibt?

Stefan:
Also absolute Höhepunkte waren der Auftritt im Circus Krone bei dem das Kunstrück aufgenommen wurde, der Wacken Auftritt 2007 und so eigentlich jede Tournee für sich gesehen. Wir sind verdammt gern in unserm Mikro-Kosmos unterwegs, darum ist jede Tournee ein absolutes Highlight.

Otti:
Ein Geburtstagsgeschenk ist sicher das neue Album mit dem wohlklingenden Namen Anderswelt, welches bei mir wundervolle persönliche Assoziationen wecken konnte. Daher wüsste ich zu gern, wie ihr die Anderswelt (also diese Welt an sich) in wenigen Worten umschreiben würdet?

Stefan:
Das ist genau der Film der bei uns eben bei einer Tournee abläuft. Der Alltag und die harten Vorbereitungen für eine VÖ und eine Tournee sind vorbei, wir sind vogelfreie Musiker, das beste Gefühl der Welt. Und das haben wir versucht musikalisch umzusetzen, so dass auch der Hörer abtauchen kann in seine ganz eigene Anderswelt.


© Volker Beushausen
"Jeder soll die Musik hören und spielen auf die er Lust hat."

Otti:
Euerer Homepage ist zu entnehmen, daß ihr Anderswelt als euer bisher bestes Album bezeichnet. Welches seht ihr denn dann im nachhinein als das "schlechteste" an, und vor allem: Warum?

Stefan:
Das ist schwierig, und kann man so eigentlich nicht beantworten. Ich für meinen Teil höre mir die Wahre Helden am seltensten an, und wenn dann muss ich ganz viel schmunzeln. Man ist als Band und Musiker einfach gereift und das klingt nun mal für mich wie der nette Anfang einer Band die noch nicht so recht weiß was sie will. Viele Fans lieben diese CD, das tun wir ja auch. Ich bin verdammt stolz auf diese Leistung von damals, wir wollen aber so klingen wie jetzt auf der Anderswelt. Früher haben wir es nie geschafft die Livepower auf eine Studio CD zu bekommen, jetzt sind wir verdammt nah dran und das wollen wir auch so!

Otti:
Was auffällt ist, daß dieses Werk wesentlich rockiger klingt, als die Vorgänger. Das weckt Assoziationen zu Bands wie Letzte Instanz und In Extremo, mit denen ihr ja auch gut befreundet seid. Hat diese Verbundenheit da vielleicht Einfluß auf euer Schaffen gehabt?

Stefan:
Noch niemals! Wie gesagt, es ist der Livesound, den wir auf den CDs wieder geben wollen.
Schon vor 10 Jahre gab es eine E-Gitarre nen Bass und ein Schlagzeug. Nur wurden die ersten Scheiben nicht so gemischt bzw. aufgenommen wie wir uns das so vorgestellt haben. Außerdem konnten wir uns früher nicht so gut musikalisch ausdrücken. Wir wollen niemals eine „harte" Band sein, außerdem würden wir da mächtig Ärger mit unseren Mädels bekommen. :)

Supremacy 1914

Otti:
Auf einen Song, bzw Text, muss ich aber doch mal genauer eingehn... "Missgeschick" klingt ja zunächst recht amüsant. Das ist aber doch hoffentlich kein autobiographischer Abriß vom Thomas, oder müssen wir uns da Sorgen machen?

Stefan:
Nein Ihr müsst Euch da keine Sorgen machen. Allerdings hat er es wohl mit einem Kleiderbügel als Messerersatz ausprobiert und es könnte wohl wirklich schlimmes in so einer Situation passieren, meinte er …

Otti:
Gerade habe ichs schon angesprochen... Die Freundschaften, die ihr zu anderen Bands pflegt, und oft auch in gemeinsamen Projekten ausarten. So war Anna gerade erst mit Letzte Instanz auf Akkustik-Tour, Birgit betreibt schon lange mit Oliver von Faun das Folk-Projekt Sava, hat damals auch Faun mitbegründet, und wenn man die entsprechenden Musiker interviewt, hört man immer nur höchstes Lob über Schandmaul. Es scheint, die "Mittelalter"-Szene ist eine große Familie, in der ihr die treibende Kraft seid und jeder jeden lieb hat. Gibt es da überhaupt keine Disharmonien und Streitigkeiten, oder redet nur niemand darüber?

Stefan:
Disharmonien und Streitigkeiten gibt es mit Sicherheit, aber nicht bei uns. Wir schätzen unsere Kollegen und zu manchen haben wir ausgesprochen gute Drähte. Jeder soll machen was er will und jeder Einzelerfolg ist gut für die Szene. Das Leben ist zu kurz und zu schade um seine Energie mit kindischen Streitigkeiten zu verplempern.

Otti:
Ich stelle es mir wahnsinnig schwer vor, wenn sechs Männlein und Weiblein so wie ihr so intensiv zusammen arbeiten, so oft auf Tour sind, und an sich auch ständig irgendwie harmonieren müssen. Wie schafft ihr es, daß ihr euch nicht gegenseitig die Köpfe abreißt, und auch auf der Bühne jedes mal volle Leistung bringen könnt?

Stefan:
Die Chemie stimmt einfach. Und wenn es mal rumort, dann gibt es kurz ein reinigendes Gewitter und alles ist wieder gut. Wir sind einfach sehr gute Freunde, die sich verstehen, die Meinung sagen können und ganz schnell merken wenn es jemanden nicht so gut geht oder er seine Ruhe haben will. Wir haben einfach alles zusammen durchgemacht und uns hat es jedes Mal ein Stück näher zusammen gebracht. Viele Bands hätten unsere 10 Jahre nicht ein Jahr überlebt. Wir haben einfach alles kennengelernt was in diesem Geschäft passieren kann und jetzt bringt uns nicht mehr so viel aus der Ruhe. Auf Tournee hat dann aber Mittlerweilen auch jeder so sein Ding entdeckt was er machen will und was Ihm die nötig Auszeit vom Rudel bringt.

Otti:
Stilrichtungen wie Mittelalterrock, Folk und Klassik-Rock sind in den letzten Jahren von einer Randerscheinung zu einem Massenphänomen geworden, und auch immer häufiger in Mainstream-Programmen und Charts zu finden. An dieser Entwicklung war Schandmaul ohne Zweifel maßgeblich beteiligt. Wie erklärt ihr euch diese neue Popularität altertümlich anmutender Melodien und Instrumente?

Stefan:
Ich glaub das ist auch mit den zunehmenden Mittelalter Veranstaltungen, Märkten usw. zu erklären. Diese Musik schafft es einfach sehr schnell, die Menschen zum träumen zu bringe, sie zu entführen. Das romantisierte Mittelalter ist ein ideales Medium um sich mal ne Auszeit zu nehmen. So erkläre ich mir das. Als wir vor 10 Jahren Spaßeshalber Schandmaul gegründet haben wurde uns oft gesagt, das ist doch alles gleich wieder vorbei mit dem Folk und Mittelalter Gedudel, stimmt wohl nicht. Außerdem sind hier viele Bands am Start die eine ganz ehrliche, solide Musik machen. Dieser überproduzierte Mist, der den ganzen Tag überall läuft, ist nicht das, was die Menschen hören wollen.

Otti:
Besteht da bei euch vielleicht auch die Angst, daß dies nur eine Modewelle sein könnte? Habt ihr auch vernünftig fürs Alter vorgesorgt?

Stefan:
Siehe oben. :) Nein, ich glaub das ist nicht mehr weg zu bekommen. Und wie gesagt, Bands die Ihr Handwerk verstehen und ehrliche Musik machen werden es immer schaffen oben auf zu sein.

Otti:
In manchen euerer Lieder wird der Protagonist letztlich dem Henker zugeführt, oftmals, wie bei "Denk an mich", mag man sagen zu unrecht. Die Hinrichtung ist seit Beginn der menschlichen Zivilisation bis heute in vielen Kulturen anerkanntes Strafmaß. Wie kann es sein, daß Menschen glauben, das Recht zu haben, anderen Menschen ihr Leben zu nehmen?

Stefan:
Das ist etwas unglaublich schreckliches, auf das mir eigentlich keine gute Antwort einfällt.
Es ist so schlimm was sich manche Menschen, Regierungen auf dieser Welt heraus nehmen.
Leider siegt die Vernunft nur viel zu selten.

Otti:
Matthias hat in seiner Biografie auf euerer Website einen interessanten Satz zitiert: "Lesen gefährdet die Dummheit". In der heutigen Zeit scheint das Buch ja eine vom Aussterben bedrohte Art zu sein, welche Möglichkeiten, abgesehen von Harry Potter, seht ihr, dem jungen Volke die Lektüre wieder näherzubringen?

Stefan:
Zum Beispiel genau durch unsere Musik. Besonders Thomas lässt sich gern von einem Buch, Gedicht oder einer Geschichte zu einem Text inspirieren. Viele Leute fragen dann nach um welches Buch usw. es sich gehandelt hat und ich bin mir sicher, dass es dann von vielen gelesen wird. Wir haben mal ne Umfrage bei einem Fantreffen gemacht und dabei kam heraus, dass wir lauter Leseratten bei uns auf den Konzerten antreffen. Also macht Euch um unsere Fans keine Sorgen. :)


"Ich bin verdammt stolz auf diese Leistung von damals, wir wollen aber so klingen wie jetzt auf der Anderswelt."

Otti:
Und wenn Lesen die Dummheit gefährdet, welche menschliche Uneigenart gefährdet denn die Musik?

Stefan:
Intoleranz und Geiz. Vielen Menschen is die Musik nichts mehr wert, im Internet gibt es ja eh alles umsonst. Aber am schlimmsten finde ich Intoleranz und Verbohrtheit. Jeder soll die Musik hören und spielen auf die er Lust hat. Damit verrät er keine Szene oder sonst noch was.
Während ich das hier schreibe, höre ich gerade ne uralte A-HA CD und gestern Nacht lief in dem selben Player In EX, gefolgt von Snowpatrol und schließlich Schandmaul. Das wäre so, als wenn ein Maler immer nur dieselbe Farbe benutzen dürfte. Das ist langweilig, und in jeder Musik gibt es tolle, spannende Melodien und Passagen. Man muss sich nur öffnen, tut auch gar nicht weh!

Otti:
Aktuell bewegen ja die Unruhen in Tibet weltweit die Gemüter. Rufe nach Olympia-Boykotten werden laut, Demonstrationen und Greuelmeldungen sind an der Tagesordnung. Das wäre ein Abendfüllendes Diskussionsthema, aber was mich interessiert ist: Wenn jetzt die Chance bestände, eine Tour durch China zu machen, würdet ihr es tun? Und würdet ihr diese Tour auch politisch nutzen, oder euch voll auf die Präsentation euerer Musik konzentrieren?

Stefan:
Ich wäre komplett dagegen dort zu spielen. Ich für meinen Teil achte auch schon darauf nichts mehr aus China zu kaufen. Ich finde es pervers wie sich eine so große, moderne Nation hier benimmt. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn die Spiele abgesagt würden.

Otti:
Höhepunkt eueres Jubiläumsjahres wird mit Sicherheit die Geburtstagsfeier am 14.11. am Zenith in München. Sicher wird es viele Überraschungen geben, die auch hier noch nicht verraten werden sollen... Aber was könntet ihr andeuten, um die Vorfreude und Spekulationen der Fans noch ein wenig zu schüren?

Stefan:
Äh, eigentlich noch nix. :) Es wird auf jeden Fall 2 Tage gefeiert, erst mit dem Konzert am 14.11. und dann mit der Party am 15.11. im Backstage. Es wird auch einfach nur ein Schandmaul Konzert, allerdings mit einer bunteren Palette an Songs. Es wird wohl auch etwas länger werden, aber die genauen Planungen wollten wir jetzt auf der Tour in Angriff nehmen. Auf jeden Fall werden wir uns vor dem Konzert ordentlich in die Hose machen, das Lampenfiebergespräch für den 14.11. ist ganz hoch im Kurs bei uns.


"Leider siegt die Vernunft nur viel zu selten."
Otti:
Daß Martin glücklich verheiratet ist, kann man ja nachlesen... Aber vom Rest der Band konnte ich spontan nichts zum Beziehungsstand finden. Wenn die kalten Winterabende denn irgendwann wiederkommen, und dieses aufreibende Jahr zuende gebracht ist, habt ihr denn dann auch Zeit und Gelegenheit, mit einem oder einer Liebsten zu kuscheln und vielleicht ein leckeres Gläschen Met zu genießen?

Stefan:
Ich lass den Met weg und bevorzuge mit meiner Freundin lieber ein Glas guten rot Wein. :)
Ja die Gelegenheiten gibt es, allerdings muss man sein Verhalten ändern, es ist ja ein normales Arbeitsleben das wir hier haben. Wenn man Zeit hat, dann muss man sie nutzen und wirklich etwas zusammen machen. Ich für meinen Teil fahre dann auch gern mit meiner Freundin weg, dann kann man am besten abschalten ohne das permanent das Handy läutet (weil das ist dann aus) oder man seine e-mail lesen muss.

Otti:
Wenn ihr euch entscheiden müsstet, wo würdet ihr eher auftreten: Im Musikantenstadl, oder bei einer Prunksitzung im Kölner Karneval?

Stefan:
Dann würden wir unter dem Namen „Club der dichten Toten" leicht angetrunken beim Musikantenstadel auftreten. Allerdings spiel Bifi Schlagzeug, Anna an der E-Gitarre, Ducky Dudelsack, ich Drehleider, Hiasl singt und Thomas spielt Geige.
Natürlich in Seemanskostümen!

Otti:
Und was soll das vorerst Letzte sein, was unsere Leser von euch lesen sollen?

Stefan:
„Unsere wahre Aufgabe im Leben ist es, glücklich zu sein" (Dalai Lama)

www.schandmaul.de

Art des Interviews: Email
04/08/08 by Otti
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