Strangeways: Perfect World

Schon wieder eine Band, die weder mit eigener Website noch auf MySpace, Wikipedia oder sonstigen Info-Portalen zu finden ist... Strangeways-Fans werden mit Sicherheit jetzt mit dem Kopf schütteln und fragen wozu man das denn bei ihren Helden braucht, aber ich als jemand der dem Adult Oriented Rock als Genre bislang nur selten begegnet ist, steh hier nun wie Ochs vorm Berg. Klar, gute Recherche geht weit über die genannten Portale hinaus, aber auf der anderen Seite kann ich kaum zu jeder Review tiefschürfende Nachforschungen anstellen. Also beschränken wir uns aufs Wesentliche: Strangeways wurden Mitte der 80er gegründet, damals noch mit Terry Brock am Mikro und machten sich anscheinend einen beachtlichen Namen. Nach drei Alben wechselte der Sänger, Ian Stewart übernahm das Mikro, es gab noch ein paar Platten. Jetzt, im Jahr 2010 kommt die Überraschung, die Band meldet sich zurück mit ihrem ursprünglichen Frontmann und will die Welt von neuem erobern - Bisher ohne eigene Webpräsenz. Da müssen die alte Fanbase, der alte neue Sänger und die neue Musik aber mächtig zusammenarbeiten, damit das gelingt.

Die Grundlagen sind allerdings insgesamt recht gut, zumal Brock sich ja auch als Solist in den letzten Jahren einen beachtlichen Namen machen konnte, und bis heute mit seiner traumhaften Stimme zahlreiche Anhänger gewinnen konnte. Da wundert es auch nicht, dass das nun erscheinende Album Perfect World äußerst verträumt wirkt. Vollgestopft mit eher schmusigen Balladen erzeugen die fünf Altherren des Rock´n´Roll so eine schon fast schwebende Klangkulisse, die zum Mitschwelgen und Eintauchen einläd. Da bildet das sehr gitarrenlastige Movin On dann schon fast eine Ausnahme, hier kommen leichte Hardrock-Anleihen ins Spiel, Bushfire erinnert an langsamere Titel von Aerosmith und mit Say What You Want lassen die Musiker ihr Album schon sehr schnulzig ausklingen, nur um grob einen Umriss dessen zu bieten was den geneigten Hörer hier erwartet.

Der Titel scheint bei Perfect World Programm zu sein, die Scheibe strotzt so von zwar leicht melancholischem, aber doch immer hoffnungsvollem Flair. Es ist Terrys eindrucksvoller Stimme und dem ausgeklügelten Songwriting zu verdanken, dass das Ganze nicht aufgesetzt oder ausgelutscht wirkt, sondern tatsächlich über weite Strecken stimmig ist. Ob die Strangeways auf diese Weise nun zu der alten Größe zurück finden, die sie in den 80er scheinbar inne hatten, ist schwer abzuschätzen, aber vergönnt wäre es ihnen mit diesem Release. Ich für meinen Teil bin jedenfalls angenehm überrascht. Wo ich normalerweise etwas eckigere Musik bevorzuge, hat mich Perfect World doch eine Weile in seinen Bann ziehen können. Begeisterte Fans schmachtender Pop-Rockmusik dürften daher erst recht auf dieses Album abfahren.

Veröffentlichung: 15.10.2010