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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Goethes Erben

Manchmal erfüllen sich Träume. Einer meiner Träume war es sicher immer ein Interview mit Oswald Henke führen zu können, bewundere ich diesen Künstler doch schon seit Jahren. Als sich diese Chance ergab war ich zugegebenermaßen nervös, aber ich denke ich habe das ganz gut gemeistert und das Ergebnis kann sich blicken lassen.
Es folgen Oswalds direkte und klare Worte zu Themen wie Politik, Presse und Privatleben.

Otti:
Also erstmal Danke daß wir dieses Interview führen können. Ich kann mir vorstellen daß es sehr für dich stressig ist, zwei Konzerte und ziemlich viel Presse.
Oswald:
Nö, die Presse hält sich relativ zurück und wir haben sie ja auch nicht wirklich informiert darüber.

Otti:
Achso, ich hab gehört es wären einige Anfragen dagewesen?
Oswald:
Ja, aber ich hab die meisten davon abgelehnt, ich hab einfach gesagt ich mache zwei oder drei Interviews am Tag und das reicht.


"Ich bin eigentlich ein ganz netter Mensch... manchmal"

Otti:
Ist wahrscheinlich auch besser als wenn man einfach Massen abfertigen muss.
Oswald:
Ich muss ja auf meine Stimme achten, auf der Bühne werde ich noch genug reden. Die Fans zahlen ja auch dafür daß ich was sage, die Presse will immer nur was bekommen.

Otti:
Dafür machen wir auch Werbung. ;) (oder wie Oswald es beschreiben würde: Semikolon, Klammer zu, Anmerkung am Rande)
Oswald (mit einem leichten schmunzeln):
Nach dem Konzert ist die Werbung immer perfekt, ja.

Otti (eleganter Themenwechsel):
Ähm, es gibt dieses Jahr nur zwei Konzerte in Deutschland, eines davon war gestern in Berlin und das war ausverkauft. Wie wars, war die Stimmung gut?
Oswald:
Sehr gut! Sehr schönes Konzert. Mit eines der schönsten Berlin-Konzerte würd ich sagen war das gestern. Lag wahrscheinlich daran daß nicht nur Berliner da waren, hat sehr viel Spaß gemacht.

Otti:
Ich denke mal es sind viele Leute auch weit angereist.
Oswald:
Ja.


"Von den Verkaufszahlen war es halt genauso
daß es in dem Rahmen verlaufen ist den ich erwartet habe"

Otti:
Ich wollte nur noch kurz mal auf Dazwischen eingehen da Du ja sicher auch schon viele Interviews dazu gegeben hast. Mich interessiert die Resonanz dazu.
Oswald:
So wie erwartet.
Otti:
Was hast Du denn erwartet?
Oswald:
Von den Verkaufszahlen war es halt genauso daß es in dem Rahmen verlaufen ist den ich erwartet habe.
Otti:
Und bei der Presse ist es auch gut angekommen?
Oswald:
Joa, es gab keine schlechte Presse. Früher war es polarisierender. Entweder wir machen jetzt zu harmlose Musik, oder diejenigen die uns sowieso nicht mögen schreiben einfach nichst mehr über uns.

Otti:
Harmloser nicht unbedingt, aber die Texte sind nicht mehr so direkt wie damals würde ich behaupten.
Oswald:
"Kopfstimme" find ich eigentlich sehr direkt.
Otti:
Kopfstimme ist auch mein Lieblingstrack vom neuen Album.
Oswald:
Alptraumstudio ist auch sehr direkt würd ich sagen.

Otti:
Es gibt nun auch eine neue Maxi, soweit ich weiß limitiert?
Oswald:
Wir limitieren jetzt immer alles. (Oswald zeigt mir die edel im Ledertäschchen verpackte CD)
Otti (recht beeindruckt):
Oh, und so wird die auch verkauft? Oswald:
Genauso wird sie auch verkauft. Deswegen wird sie lmitiert,weil das viel zu teuer ist.
Otti:
Was erwartet die Leute denn da sonst noch?
Oswald:
Irgendwann kommt eben die DVD-Box raus zu "Schattendenken", das ist ja das Eigentliche worum es mir geht. Und weitere Aktivitäten wird es nicht mehr geben. Vorerst.

Otti:
Anstatt jetzt nur auf die Alben einzugehen würd ich dich lieber allgemein zu den Erben ausfragen.
Zum einen hab ich als langjähriger Fan festgestellt daß viele Leute wenn sie nur die Alben kennen, vor allem die alten Sachen, erstmal abgeschreckt sind. Spätestens wenn sie dann aber zum Beispiel auf einer Lesung von dir waren oder auch auf einem Erben-Konzert, sind die meisten aber dann doch recht begeistert. Hast Du diese Erfahrung auch gemacht?
Oswald:
Das ist die Erfahrung die wir seit Jahren machen, daß wenn die Leute uns dann live erlebt haben und auch das ganze Ambiente eines Konzertes mitbekommen konnten, sie sich dann anders mit der Musik befassen. Deswegen spielen wir überhaupt noch auf Festivals, um auch Skeptiker neu für uns zu gewinnen.
Otti:
Gerade auf den Konzerten ist ja auch recht viel Humor dabei der natürlich auf den CDs nicht so rüber kommt.
Oswald:
Das stimmt.
Otti:
In dem Zusammenhang habe ich gestern auch noch bei einer Freundin ein interessantes Zitat aufgeschnappt: "Irgendwie hab ich das Gefühl, jedes Mal wenn ich die Erben höre mag ich sie mehr!"
Oswald:
Das ist doch schön, so soll es sein!
Otti:
Ist eben das was man oft hört. Am Anfang sind die Leute distanziert und dann genießen sie die Erben-Musik mit der Zeit.
Oswald:
Ist ja auch in Ordnung. Schlimmer wäre es doch wenn es umgedreht wär. Wenn man uns dann einmal live gesehen hätte und sagen würde "Oh Gott das werd ich mir nie mehr anhören!". Da ist es mir andersrum lieber. Auf uns muss man sich eben einlassen, uns kann man nicht nebenbei hören. Das war noch nie der Fall und wird auch nie so sein.

Otti:
Ich hatte es gerade auch schonmal kurz angesprochen daß die Musik sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt hat. Am Anfang war das ganze weniger instrumentiert.
Oswald:
Minimalistischer, ja.
Otti:
Auch von den Texten und vom Gesang direkter. Wenn man sich zum Beispiel "Ich liebe Schmerzen" oder "Ich möchte nicht länger" anhört, das sind Texte wo es sehr direkt um zum Beispiel das Thema Tod und ähnliches geht, während deine neueren Texte doch schon etwas metaphorischer sind. Siehst Du das als Reifungsprozess, oder vielleicht als natürliche Entwicklung?
Oswald:
Das ist ein Dokument der Befindlichkeit würde ich sagen. Die war damals so, und jetzt ist sie anders.
Otti:
Das hat auch nichts mit der damaligen polarisierenden Presse zu tun?
Oswald:
Das schert mich nen Dreck. Fleischschuld hat wahrlich polarisiert und Fleischschuld ist vom letzten Album, und Kopfstimme vom aktuellen Album ist ja auch nicht gerade ein Friede-Freude-Eierkuchen Stück.

Otti:
Auch wenn ich weiß daß ihr das nicht mehr besonders gerne hört, in letzter Zeit wird es um die Erben etwas ruhiger. Es hieß es gäbe eine Kreativpause.
Oswald:
Heute ist unser letztes Konzert in Deutschland für eine ganze Weile und wir machen jetzt auch mal Pause.
Otti:
Was darf man unter einer Pause verstehen?
Oswald:
Aktiv pausieren wir ja schon lange. Wir machen keine neuen Sachen mehr, seit zwei Jahren haben Mindy und ich kein neues Erben-Stück geschrieben. Wir arbeiten jetzt Schattendenken auf, und dann wird "Schattendenken - Die Box" veröffentlicht. Da ist die DVD, das Buch und so weiter dabei, und dann warten wir ab bis wir irgendwann eine neue Idee haben. Das kann zwei Jahre dauern, das kann ein Jahr dauern... Naja ein Jahr dauerts wohl nicht. Das dauert mindestens zwei, drei, vier oder fünf Jahre, sechs, sieben, acht, neun... Wir wissen es nicht. Wir lösen uns aber nicht auf! Das ist Faktum.
Otti:
Das ist gut, über diese Aussage werden sich einige Leute freuen, wenn man die Gerüchte bedenkt...
Oswald:
Ich weiß auch nicht warum diese Gerüchte gestreut werden. Ich habe nie gesagt daß wir uns auflösen! Ich habe gesagt wir machen eine Pause. Eine Pause ist eine Pause und Auflösen ist Auflösen. Wenn in einer Oper gesagt wird man macht eine Oause nach dem zweiten Akt, dann heisst das ja nicht daß die Oper zuende ist.
Otti:
Das ist schon klar, aber die Fans sind natürlich auch immer sehr sensibel wenn es heisst "Pause" und "keine Auftritte".
Oswald:
Wir machen ja mindestens ein Konzert im Jahr auch wenn wir Pause machen. Aber wir gehen nicht mehr auf Tourneen, das haben wir schon mit Dazwischen nicht mehr gemacht.
Otti:
Eine Tour zu Dazwischen wäre auch sinnlos gewesen weil es ja zum Größten Teil "Schattendenken" ist und damit wart ihr ja auf Tour.
Oswald:
Eben.

Otti:
Nächste Frage, was hat sich in letzter Zeit allgemein verändert um "Goethes Erben"?
Oswald:
Goethes Erben ist nicht mehr zentraler Punkt meines Lebens. Ich mache andere Dinge, ich baue mein Privatleben wieder etwas mehr auf, stelle es in den Mittelpunkt meiner Zukunft. Ich mache Musik auch weiterhin, allerdings nicht dahingehend daß ich irgendeine Platte veröffentlichen will, sondern einfach daß ich mit Leuten, mit Freunden, Musik mache. Im Proberaum, seit einem Jahr mit einem ganz neuen Ensemble und wir machen jetzt einzelne Stücke die wir dann auf diversen Samplern veröffentlichen. Das Projekt heisst "Fetischmensch". Im Orkus und im Sonic Seducer ist jeweils auf den Samplern in den nächsten Ausgaben ein Stück von "Fetischmensch" drauf.
Otti:
Das klingt ja interessant, da werd ich auf jeden Fall mal drauf achten.
Kommen wir zum Thema Lesetouren. 4 Termine hast Du noch dieses Jahr, ist da jetzt noch mehr geplant?
Oswald:
Das mache ich nur auf Anfrage. Ich will nicht mehr soviel machen und jedes Wochenende unterwegs sein, ich möchte mein Privatleben genießen. Unter der Woche muß ich ja auch arbeiten.
Otti:
Man hat auch gemerkt daß Du auf den Lesetouren viel Spaß hast. Ist es irgendwie ein anderes Gefühl als beim Konzert?
Oswald:
Ja, ich kann da machen was ich will. Ich muss keine Rücksicht auf irgendwelche Musiker, Einsätze oder irgendwas nehmen. Ich kann die Reihenfolge festlegen, ich bin alleine auf der Bühne, nur das Publikum und ich.
Otti:
Das heisst es ist auch nicht so stressig?
Oswald:
Es ist viel entspannter, es ist einfacher zu produzieren auch natürlich. Ich muss nicht so einen Troß an Leuten mitnehmen oder Sachen rumschleppen, das macht dann auch mehr Spaß. Das ist nicht so eine Logistik wie hier auf der Tour mit Nightliner und Anhänger. Wir sind dreizehn Leute auf der Tour, und die wollen auch alle bezahlt werden. Auf der Lesetour sind wir zu zweit, ein Fahrer und Merchandizer, und ich. Da bleibt dann sogar auch noch Geld übrig.

Otti:
Ich habe mich ja nun auch lange Jahre mit Goethes Erben beschäftigt, was ich beeindruckend fand war zum Beispiel die Phase als es unter anderem zweimal nach Mexico ging. Auf der Homepage steht auch von vielen Bandmitgliedern die dabei waren das war ihr tollstes Erlebnis.
Oswald:
Weil es auch entspannender ist. Wenn wir Auslandskonzerte angeboten bekommen machen wir die eher als wenn wir in Deutschland spielen sollen. In Deutschland haben wir schon so ziemlich überall gespielt, und die Konzerte ähneln sich. Wenn wir noch etwas machen wollen wir was besonderes erleben. Wenn wir schon soviel Zeit und Geld investieren, dann wollen wir auch einfach eine tolle Zeit haben.
Otti:
Das ist dann auch eher wie Urlaub oder?
Oswald:
Das ist dann unser Urlaub, ja. Also wenigstens für Mindy und mich.
Otti:
Gerade Mexico, wie kam das zustande?
Oswald:
Die haben einfach gefragt.
Otti:
Und die haben auch alles bezahlt, Flug usw.
Oswald:
Ja genau, nur so gehts. Wir spielen da zwar ohne Gage, aber wir kriegen Flug und Unterkunft bezahlt. Und das wars wert, das hat Spaß gemacht.
Otti:
Würdest Du auch privat nochmal nach Mexico fliegen, also findest Du das Land besonders schön?
Oswald:
Nein, das Land finde ich nicht so spektakulär. Die Menschen find ich toll, die sind sehr offen! Vom Land her würde ich eher wieder Island besuchen, das sagt mir mehr zu.

Otti:
Wenn man dir so zuhört, und jetzt auch die Pause, man merkt es ist nicht so gelaufen wie Du es dir gewünscht hast mit Goethes Erben.
Oswald:
Nein, ich hab mich jetzt einfach damit abgefunden. Bei "Nichts bleibt wie es war" wollten wir es einfach wissen. Da haben wir praktisch alles gemacht was z.B. ein Plattenlabel einem vorschlägt und vorschreibt um erfolgreich zu sein. Das haben wir mitgespielt, und dann haben wir gesehen das hat alles keinen Sinn, die Leute haben eine voreingenommene Meinung gegenüber Goethes Erben. Sei es jetzt das Publikum, sei es auch die Presse, und da kommt man nicht gegen an. Wir waren ja damals mit "Glasgarten" relativ hoch in den Charts, und dann haben wir die Einladung von "Top of the Pops" bekommen. Das sind halt so Mechanismen, wenn du so und so oft gespielt wirst und auch in die Rotation kommst, dann sind die eigentlich verpflichtet dich einzuladen. Das haben sie dann auch gemacht, haben sich die Musik angehört und haben gesagt das geht nicht. Das ist polarisierend... ja das böse Wort polarisierend! (allgemeines Kichern im Raum ;)) Und dann haben die uns wieder ausgeladen, weil die Leute könnten ja umschalten.

Otti:
Naja gerade polarisierend... Ich meine wenn man sich manche andere Sachen anschaut, wie zum Beispiel Joachim Witt den ich letztens auch interviewt hab. Gerade pressemässig gehts bei ihm auch in zwei extreme Richtungen.
Oswald:
Das ist mir ja alles egal, die Presse ist mir relativ egal. Auch so bei der ganzen Pressearbeit zu Dazwischen, falls es jemandem aufgefallen ist, ich hab gewissen Magazinen keine Interviews gegeben. Die hat dann Mindy gemacht, weil ich einfach keine Lust mehr darauf hatte.

Otti:
Aber insgesamt in der Geschichte von Goethes Erben gabs doch sicher auch viele schöne Erlebnisse, hast Du da etwas zu berichten?
Oswald:
Planetarium zum Beispiel. Das Konzert im Planetarium, als dieser Mond da hinter uns aufgangen ist, das war sehr beeindruckend. Die ganzen Musiker haben immer langsamer gespielt und haben nach oben geschaut, so als ob man unter freiem Sternenhimmel spielt, das war sehr schön.
Oder auch Mexico, es gab schöne Festivalauftritte, es gab natürlich viele schöne Momente. Wenn die nicht da wären hätten wir das schon lange nicht mehr gemacht. So richtig nur Spaß ist auf Tour sein nicht, das ist ganz schön anstrengend. Vor allem auch für die Gesundheit. Man erkältet sich einfach, man ist erschöpftund schläft zu wenig, ernährt sich schlecht.
Otti:
Das kriegt man als Mensch unten vor der Bühne gar nicht mit.
Oswald:
Hier meine ganzen Medikamente, nur ein Teil davon (zeigt auf ein paar Fläschchen)

Otti:
Was mir auch noch aufgefallen ist, wenn man nun zum Beispiel deine Lesungen betrachtet, oder auch dein Buch "Spaziergang durch ein Minenfeld", und das dann mit Goethes Erben vergleicht... Goethes Erben war immer eine unpolitische Band. Damals gab es zwar "Die Brut", "Barschel" könnte man auch vielleicht noch als politisch ansehen.
Oswald:
Politik entsteht wenn man einer Klangcollage einen Namen gibt. Wenn ich das ganze "Vorspiel zu Ich liebe Schmerzen" genannt hätte wäre der Eindruck ganz anders, dann würde man sich was ganz anderes vorstellen.
Otti:
Gut, aber "Die Brut" ist schon sehr direkt.
Oswald:
Ja ist es auch. Bei gewissen Themen muss man sehr direkt sein und ich bin ein Mensch der immer zu seiner Meinung steht. Ich beginne jetzt auch wieder fürs "Orkus" die "Henke Trocken" Kolumne zu schreiben, weil ich einfach der Meinung bin manche Dinge müssen gesagt werden. Wenn sie kein anderer sagt muss ich das halt tun.
Otti:
Allgemein zum Thema Politik, man merkt daß Du als Privatmensch sehr an Politik interessiert bist.
Oswald:
Man kann nur über etwas mitreden oder schimpfen wenn man sich damit befasst. Ich meine, ich kanns zwar nicht besser machen, ich finde Politik ist ein ganz furchtbares Geschäft, und ich beneide Politiker nicht für ihren Job, aber es ist halt ein Job. Und den macht man leider in Deutschland, oder generell in Demokratien zur Zeit zu lasch, weil man anscheinend zu sehr auf Lobbys Rücksicht nehmen muss, und das ist tragisch. Da könnte mal wieder eine kleine Revolution kommen.
Otti:
Was meinst Du? Daß durch die Neuwahlen eine neue Entwicklung kommt die vielleicht etwas bringen könnte?
Oswald:
Ein bißchen wird es bringen. Aber trotzdem, eine Veränderung in Deutschland kann nur dann herbeigeführt werden wenn etwas passiert was allen wehtut, und zwar wirklich allen. Also auch dem Großkapital, oder wie man sie nennen mag. Es ist einfach schon schizophren, und wie soll man es auch dem "Normalbürger" verkaufen daß alle Konzerne Rekordgewinne machen und gleichzeitig Leute entlassen. Das ist unanständig.
Und das wird sich auch rächen, ich erinnere nur an die französische Revolution, da haben ganz ganz viele reiche Leute ihren Kopf verloren. Ich hoffe nicht daß das nochmal passiert, daß man auf Marktplätzen wieder eine Guillotine aufbauen muss um Verständnis für soziale Zusammenhänge zu bekommen. Die Revolution hat ja letzten Endes auch ihre eigenen Kinder aufgefressen. Eine Revolution ist nicht gut, aber es gibt ja auch sanfte Revolutionen. Wie die DDR zugrunde gegangen ist zum Beispiel, das war auch eine Möglichkeit wie man ein System kaputtmachen kann.
Otti:
Du meinst daß allgemein auch die Leute wieder mehr tun sollten?
Oswald:
Der derzeitige Turbokapitalismus erinnert mich immer an kleine Kinder die immer mehr wollen und nix dafür tun. Und genauso sind unsere ganzen Industriebosse im Moment, die probieren es aus bis sie a Wadschn (bayrisch für Ohrfeige, Anm d. Verf.) bekommen, und die werden sie irgendwann bekommen. Dann schauen die erstmal ganz erschreckt und werden sich fragen was sie da gemacht haben. Und dann wird sich auch alles wieder in einen normalen Pegel einrenken. Oder Deutschland und Europa versinken in einem Bürgerkrieg, das wäre die zweite Alternative.
Otti:
Das wäre nicht wünschenswert.
Oswald:
Ich wünsche gar nichts, und ich hoffe es vor allen Dingen nicht. Aber das sollte den Leuten, vor allem der Politik, auch bewußt sein. Entweder sie entscheidet jetzt wirklich mal was konsequent, oder sie muss mit den Konsequenzen leben, daß sie demnächst vor einer total gespaltenen Gesellschaft steht.
Otti:
Man könnte jetzt stundenlang über Politik reden, aber dazu fehlt uns wohl die Zeit. Eins dazu noch, ich denke das Problem liegt vor allem auch in den Parteien und ihren Machtkämpfen untereinander.
Oswald:
Ja, diese Klüngeleien sollten die wohl unterlassen.


"Der derzeitige Turbokapitalismus erinnert mich immer an kleine Kinder die immer mehr wollen und nix dafür tun"

Otti:
Zum Abschluss noch ein weiteres Thema. Wenn man Leute über dich befragt haben viele ein Bild von dir, Du seist ein sehr zurückgezogener und sehr schwieriger Mensch, vor allem bei denjenigen die noch keine Auftritte von dir gesehen haben. Wie begegnen dir die Leute?
Oswald:
Das ist sehr unterschiedlich. gestern wurd zum Beispiel mal die Freundin oder der Freund vorgeschickt um ein Autogramm zu holen. Ich weiß nicht ob ich so furchterregend aussehe? Viele Leute sagen auch daß ich auf der zum Beispiel Bühne größer wirke als ich eigentlich bin, ich bin ja nur 1,77 m, und sind dann überrascht wenn sie mich dann neben der Bühne sehen. Anderes hat wahrscheinlich mit Vorurteilen meiner Musik gegenüber zu tun, daß sie eben zum Teil sehr düster ist, und ich auch teilweise sehr düster rüber komme, und auch manchmal sehr aggressiv. Ich bin eigentlich ein ganz netter Mensch... manchmal.

Otti:
Und hast Du noch vielleicht ein Schlusswort für unsere Leser?
Oswald:
Ein Schlusswort, das hört sich immer so endgültig an. Wir sehen uns, irgendwann, irgendwo, sehen wir uns sicherlich wieder.

Otti:
Das will ich hoffen!

Art des Interviews: face2face
03/03/06 by Otti
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